Mehr Infos

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Dazu hat das OLG Oldenburg am 22.08.2013, 8 U 66/13, entschieden. Und zwar hat das OLG Oldenburg unter diesem Aktenzeichen einen Anlageberater zur Zahlung von knapp € 13.000 Schadensersatz verurteilt. Der Berater hatte einem Anleger, der Geld für seine Altersvorsorge anlegen wollte, eine Kapitalanlage mit Totalverlustrisiko empfohlen.

Was war passiert?

Der Sachverhalt

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Der Kläger beteiligte sich im Jahr 1995 als atypischer stiller Gesellschafter an einer Vermögensanlagen GmbH nach Beratung durch den damals nebenberuflich für einen Finanzdienstleister aus Cloppenburg tätigen Anlageberater (Beklagter). Durch die Insolvenz der zur „Göttinger Gruppe“ gehörenden Gesellschaft verlor er dann sein eingezahltes Kapital.

Die Vorinstanz

Das Landgericht hat die auf Schadensersatz gerichtete Klage abgewiesen.

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Dazu das OLG Oldenburg

Die Entscheidung

Das OLG Oldenburg hat den Anlageberater zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von mehr als 13.000 Euro verurteilt.

Beteiligung stiller Gesellschafter

Typische stille Gesellschafter werden häufig allein am Gewinn beteiligt. Und sie können, soweit sie auch für Verluste haften, diese steuerlich nicht als Werbungskosten geltend machen. Bei der Beteiligung als atypischer stiller Gesellschafter sind Anleger hingegen regelmäßig auch am Verlust der Gesellschaft beteiligt. Diesen Verlust können sie dann steuerlich berücksichtigen lassen. In der Folge könne die Beteiligung zu einem Totalverlust führen.

Empfehlung einer dem Anlageziel entsprechenden Kapitalanlage

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Der Anlageberater sind verpflichtet, ihre Kunden anleger- und objektgerecht zu beraten. Dazu gehören die Feststellung des Wissenstandes und der Anlagewünsche des Kunden, der Abgleich mit Anlageprodukten und deren Prüfung und Bewertung, die Empfehlung eines Anlageprodukts entsprechend den festgestellten Anlagezielen und die Erläuterung der Eigenschaften und Risiken der empfohlenen Anlage. Die Beratung muss vollständig, richtig und verständlich sein. Die Beratung in diesem Fall habe den Anforderungen nicht genügt. Der Kläger habe bereits keine Kapitalanlage empfohlen bekommen, die seinem Anlageziel dient.

Anlageziel Altersvorsorge

Für das Oberlandesgericht stand nach der Vernehmung von Zeugen fest, dass der Kläger das Kapital für seine Altersvorsorge anlegen und deshalb das Risiko eines Totalverlustes nicht in Kauf nehmen wollte. Es darf daher gegenüber Anlegern mit diesem Ziel nach der Entscheidung keine Empfehlung von mit einem derartigen Risiko behafteten Kapitalanlagen erfolgen.

Rückzahlungsanspruch

Wegen der fehlerhaften Beratung hat der Anlageberater dem Kläger die eingezahlten Beträge von insgesamt mehr als 13.000 Euro zurückzuzahlen. Einen weitergehenden Schadensersatzanspruch auf Zahlung eines entgangenen Gewinns hatte der Kläger aus Sicht des Oberlandesgerichts nicht ausreichend dargelegt.

Was lernen wir daraus?

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Der Entscheidung des OLG ist zuzustimmen. Nach der Rechtsprechung des BGH muss der Anleger in seiner Schadensersatzklage folgendes darlegen. Und zwar, dass und in welcher Weise gerade der von ihm verklagte Anlageberater oder Anlagevermittler fehlerhaft beraten oder falsche oder ungenügende Auskünfte gegeben hat. Problematisch ist meistens in derartigen Fällen der Beratungshaftung, dass zum Sachverhalt kein ausreichend substantiierter Vortrag und ggfs. kein entsprechender Beweis erfolgen kann. Vielfach auch deswegen, weil zwischen Anlageentscheidung und der Geltendmachung von Haftungsansprüchen geraume Zeit vergangen ist und keine ausreichende Dokumentation und Beweissicherung (Zeugen, Beratungsprotokoll, Aktennotizen mit Gegenzeichnung der Zeugen etc.) vorliegt.

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Fragen Sie den Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in unserer Kanzlei

Dazu siehe auch:

Wer trägt Beweislast für Erwerb der Kapitalanlage auch bei richtiger Aufklärung?

Schutzpflichten einer Bank bei Enkel-Trick?

Reservierungsvertrag mit Makler wirksam?

Haftung der Bank bei Schließfacheinbruch

Haftet Kreditkartenunternehmen bei illegalem Online-Glücksspiel?

Aufklärungspflicht der Bank zu negativem Swapmarktwert?

Rolf Heinemann

Rechtsanwalt

Fachanwalt für Medizinrecht

Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht

Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Dazu hat das OLG Oldenburg am 22.08.2013, 8 U 66/13, entschieden. Fragen Sie den Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in unserer Kanzlei
Rechtsanwalt Rolf Heinemann :Beraterhaftung bei Verschweigen von Totalverlustrisiko? Dazu hat das OLG Oldenburg am 22.08.2013, 8 U 66/13, entschieden. Fragen Sie den Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in unserer Kanzlei